Beitrag #6
Je länger sie voranschritten, desto mehr verflüchtigte sich die Anspannung vom frühen Morgen. Nur Morgus blickte sich oft um und analysierte die Umgebung der Straße genau. Gegen Mittag konnten sie einige Rauchschwaden am Himmel sehen, die von kleinen Feuern kommen mussten und kurze Zeit später lag Bratuspantium vor ihnen. Am Tor kam ihnen vier Bewaffnete entgegen und versperrten der Gruppe den Weg. „Haltet an!“, schrie einer von ihnen, „Sagt uns wer ihr seid und was ihr in Bratuspantium wollt! Außerdem will ich den Inhalt des Wagens da vorne sehen! Sofort!“Morgus war erstaunt darüber, dass man sie vor dem Tor abgefangen und Fragen zu ihren Personen hatte. Was bewegte sie dazu?! Irgendetwas stimmte in dieser Gegend nicht, Morgus war aber auch nicht darauf bedacht, genauer herauszufinden was – er wollte einfach nur nach Lutecia und sich nicht in fremde Angelegenheiten einmischen. Plötzlich traten Dareus und Arolix hervor. „Wir sind römische Soldaten und sollen uns hier melden! Was fällt euch also ein uns nicht in die Stadt zu lassen und stattdessen dumme Fragen zu stellen?!“, fauchte Dareus ihn an.
„Das lasst meine Sorge sein, aber wenn ihr Soldaten seid, dürft ihr zwei natürlich passieren! Was ist mit euch?!", fragte er die restliche Gruppe. „Ich bin Varia, eine Händlerin und das da sind meine beiden Sklaven mit dem Wagen. Was ich hier will, beantwortet sich ja wohl von selbst.“ „Gut ihr könnt auch passieren! Allerdings müssen wir erst einmal eure Ware inspizieren.“ Mit einer Geste bezeugte Varia ihr Einverständnis und zwei der Wachen gingen zu den Zwillingen herüber um sich den Wagen genauer anzugucken. Als nächste waren Dumerius und Britas an der Reihe. „Wir sind hier zuhause zu Volldepp!!! Zwei Mal pro Woche gehe ich durch dieses verdammte Tor dort drüben. Du müsstest mich also schon mehr als nur einmal gesehen haben, da bin ich mir sicher, also lass mich jetzt endlich in mein Haus!!!“, brüllte Britas heraus. Ziemlich von Britas Vorstellung beeindruckt nickte die Wache einfach nur und wendete sich dann Morgus zu. „Ich bin nur auf der Durchreise nach Lutecia und wollte mich hier ein wenig ausruhen und für den restlichen Weg rüsten“, sagte er ruhig. „Geht in Ordnung und was ist mit dir Weib?!“, fragte er Adilia, deren Augen vor Wut funkelten. Sie hatte es nicht gern „Weib“ genannt zu werden, zwang sich in diesem Moment ruhig zu bleiben und antwortete mit einem gezwungenem lächeln: „Ich verfolge die gleichen Pläne wie dieser Herr hier.“ Und zeigte dabei auf Morgus, der noch immer neben ihr stand. Ohne ein Wort zu sagen ging der Wächter zu seinen Kollegen zurück. „Falls ihr Waffen dabei habt, müssen wir diese beschlagnahmen. Ihr Soldaten seid davon natürlich ausgeschlossen. Eine Anordnung des Zenturios!“ „Niemals!“, entfuhr es Adilia und auch Britas regte sich lauthals darüber auf. „Ich lebe seit mehr als 50 Jahren in dieser Stadt und ich trage bestimmt seit 40 Jahren eine Waffe und mit dieser Waffe werde ich jetzt auch diese Stadt betreten, genauso, wie ich es schon immer getan habe, kapiert Junge?!“ Morgus gefiel dies alles nicht. Er wollte keinen Streit und die Anordnung des Zenturios, der anscheinend für die Verteidigung dieser Stadt verantwortlich war, beunruhigte ihn. Vielleicht konnte er den Wächter ja irgendwie dazu bringen bei ihnen eine Ausnahme zu machen.
„Hören Sie zu. Wir wollen keinen Ärger machen. Britas und sein Bruder sind hier daheim, Varia will bloß ihre Waren auf dem Marktplatz verkaufen und wir beide wollen nur ein wenig zu essen, ein warmes Bett und morgen früh auf dem Markt Utensilien für unsere Reise nach Lutecia kaufen. Spätestens gegen Nachmittag sind wir morgen wieder weg. Also ersparen sie sich doch die Mühe und lassen uns so passieren.“ Doch anscheinend war Morgus nicht besonders überzeugend, da der junge Soldat ihm nur die Hand ausstreckte. Widerwillig gab er ihm seinen Bogen mit Köcher, seine zwei Krummsäbel und seinen Dolch und erhielt dafür ein ca. 20cm langes Band. „Wenn sie ihre Waffen wieder haben wollen verlieren sie das Band besser nicht und merken sich die Zahl XVII“, erklärte ihm der Soldat.
Als sie die Stadt betraten eröffnete sich ihnen ein ungewohntes Bild. In der ganzen Stadt wimmelte es von Soldaten, als ob Augustus persönlich in diesem Loch hausieren würde. Viele von ihnen waren beschäftigt, womit genau vermochte Morgus allerdings nicht zu sagen. Neugierigkeit war bei Soldaten nicht angebracht, da sie schnell dazu neigen dir eine über die Rübe zu geben, wenn sie sich gestört fühlen. An dieser Stelle trennten sich Dareus und Arolix von der Gruppe und gingen zu einem großen Haus, welches von mehreren Soldaten bewacht wurde. Auch Varia sah sich anderweitig nach einer Bleibe für sich und die Sklaven um. Nur Adilia und Morgus folgten der Einladung Britas’ und Dumerius’ sie in ihr Haus zu begleiten und dort zu übernachten.
In Bratuspantium konnte man sich gut zurecht finden. Es gab zwei Hauptstraßen die kreuzförmig angeordnet waren und in der Mitte zum Forum zusammenliefen. Hier befanden sich auch die Curia sowie eine große Basilika einen Tempel des Mars und andere Ämter. An den beiden Hauptstraßen, waren hauptsächlich kleine Händlerstuben, Tavernen, ein Bad und andere Gebäude, die dem Wohl der Öffentlichkeit dienten. Zwischen diesen Gebäuden führten kleinere Gassen in die Wohngebiete.
Die Sehnsucht nach einem trockenen, warmen Haus beflügelte die müden Füße Morgus’ und der anderen. So gingen sie ohne noch einmal anzuhalten durch viele Straßen und Gassen, bis sie endlich vor einem Wohnhaus anhielten.
|