Beitrag #3
Der bleiche Vollmond hüllte das kleine Dorf in gespenstisches Licht. Das Rudel schlich sich an jedes einzelne Haus heran und der Bär brach, da er der stärkste war, die Türen auf. Bevor sich die schlafenden Menschen wehren konnten, fielen die Wölfe über sie her. Es wurde niemand verschont. Doch als sie zum letzten Haus kamen, fanden sie nur eine schwangere Frau vor. Da sie nicht wussten, ob sie auch diese Frau töten sollten, zögerten sie mit dem Angreifen. Diese Zeit nutzte die vollkommen wehrlose Frau zur Flucht. Das Rudel wollten ihr gerade nachsetzen, als sie plötzlich das Geschrei eines Babys aus dem Nebenraum hörten. Dort lag in einer Wiege ein kleines Kind. Die Wölfe fletschten schon die Zähne, da stellten sich der Bär und die Wölfin zwischen das Rudel und dem schreienden Kind. Aus Mitleid hatten sie beschlossen, das Kind zu verschonen und als eigenen Sohn groß zu ziehen.
Weitere 15 Jahre zogen ins Land. Der Bär und die Wölfin waren bereits alt geworden und hatten schon die Grenze ihres Lebens erreicht. Der Sohn, den sie vor dem Tod gerettet hatten, war zu einem stattlichen Jugendlichen herangewachsen . Er hatte die Kraft eines Bären erlangt und außerdem die Ausdauer und Teamfähigkeit eines Wolfes. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatten die übrigen Wölfe ihn als einen von ihnen anerkannt und so konnte er bei sämtlichen Abstimmungen des Rudels teilnehmen.
An einem heißen Tag, der Leihvater des Jungen war bereits gestorben, lag auch die Wölfin schwer atmend in ihrer Höhle. Ihr Ende war nah. Da erschien Hermes ein weiteres Mal. „Sei gegrüßt! Dein wahrer Name ist Nonnius und du wirst hier nicht mehr gebraucht. Deine Leihmutter wird heute noch sterben. Du aber sollst auf Wanderschaft gehen. Reise nach Rom, ins Viertel der Waffenschmiede. Dort wirst du deinen wahren Vater und deine wahre Mutter finden. Sie werden dich unterrichten wie man sich als Mensch korrekt verhält. Nachdem du diese Regeln gelernt hast, sollst du nach Menschen suchen, die sich dir anschließen. Nach einem Jahr kehre an diesen Ort hier zurück und gründe mit den Menschen, die sich dir angeschlossen haben, eine neue Siedlung. Ihr sollt eurer Gemeinschaft den Namen „Filii lupi ursique“, also Söhne von Wolf und Bär geben.“ Hermes verschwand und in diesem Moment hauchte die alte Wölfin ihren Atem aus.
Nonnius begrub die Wölfin, die ihm 15 Jahre lang Mutter war, neben dem Bären und stellte an der Stelle ihres Grabes einen großen Menhir als Markierung auf. Hier wollte er die Siedlung gründen wenn er zurück kam. Dann machte er sich auf den langen Weg nach Rom
Fortsetzung folgt
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