Beitrag #2
Der Weg hatte ihn weit geführt in nur einer einzigen Nacht. Viel schneller war sein Aufbruch gewesen, mehr ein Umbruch auf eine ganz spezielle Art und Weise, als ein Aufbruch. Ein Gefühl hatte ihn überkommen, einfach nicht bleiben zu können, so als wären zwei Blitze links und rechts neben einem Eingeschlagen und erhielt plötzlich die Erleuchtung, denn man hatte es überlebt.
Ahnungslos wohin die Reise ihn diesmal führen konnte, war es mitten in der Nacht gewesen, als er Vendea in der Zahnfee zurück gelassen hatte. Xasch Sturmfels war ihr ewiger Beobachter dort gewesen, Spark hatte durchaus einiges für den Zwerg übrig, doch auch diese Tatsache konnte ihn nicht daran hindern seinen Weg so schnell wie in dieser finsteren Nacht aufzunehmen.
Rosa war ihm treu ergeben und trug ihn wohin er es für richtig hielt, oder der Tag sie auch immer hin zu geleiten dachte. Ritterlich war sein Verhalten gewiss nicht gewesen, sich in der Nacht davon zu stehlen. Gerade hatte er ihr den Ring geschenkt - davon geträumt mit ihr nach Jivas Thral zu gehen, ihr seine Heimat zu zeigen.
Spark war nun schon zwei Tage unterwegs, die Vögel zwitscherten wie jeden Tag hier draußen, weit ab von allen Städten und Dörfern, weg von den Erzminen und Kohleschächten, den brennenden Öfen der fleißigen Schmiede, die nichts anderes mehr taten als die Werkzeuge des Krieges zu formen. Abstand von all dem, dass war es was Spark am meisten brauchte. Zumindest dachte er es wäre das, wonach sein Herz verlangte.
Einige Wochen vergingen, Wochen in denen Spark jeden Tag an den anderen Teil seines Herzes gedachte, welcher zurück geblieben war in der Ottajesko. Viel zu weit entfernt, scheinbar unendlich weit erschien ihm mittlerweile die Distanz.
Wehmut machte sich breit, überall dort wo Platz dafür war. Jedes Mal überkam ihn dieses Gefühl wenn er von ihr fort ging, trotz alle dessen schien er nicht schlau zu werden aus seinem tun, vielleicht war auch genau das sein Schicksal.
Für jemanden der an etwas solches glaubte, könnte dies wohl eine Erklärung gewesen sein - nicht jedoch für Spark... nicht mehr.
Gemächlich führte er Rosa neben sich her, sie hatte sich eine Pause verdient.
Die Hügellandschaft welche sie durchschritten, war gespickt mit grauen harten Felsen die zwischen den grünen Landflächen hervorragten. Ein kahles Land und dennoch, es hatte eine angenehme Schönheit, eine Schlichtheit die ihn mit Ruhe erfüllte und die böse Gedanken vertrieb.
Am Himmel jedoch, zogen Wolken auf. Allerdings waren es keine Wolken die von Regen sprachen, eher Wolken die über den Tod erzählten. Schwarzer Rauch, verbranntes Fleisch und brennende Haut lagen in der Luft.
Der einsame Ritter ohne Rüstung, zog seine Kapuze ins Gesicht. Diesen Geruch der ihn erwartete, kannte er nur zu gut. Jedoch konnte er es nicht lassen, sein Weg führte ihn geradewegs in dieses Unglück. Vielleicht gab es etwas zu helfen. Wenn man den Krieg nicht mit dem Schwerte bekämpfen wollte, so konnte Spark vielleicht wenigstens den Schmerz andere bekämpfen oder ihn zumindest lindern.
Hufe hämmerten in unzählbarer Menge auf den öden Boden der Steppe, wie eine Welle, die Spark nicht leugnen konnte, erschien es ihm als sich das laute Trommeln immer mehr näherte. Keine Kriegstrommeln, kein Heer von berittener Kavallerie die dort auf ihn zukam.
Hinter einem Felsen, fernab der übersehbaren Straße versteckte Spark sich und seine Stute, um den Augen der sich nähernden Gefahr zu entziehen.
Männer in aller möglicher Kleidung, dreißig, vielleicht vierzig an der Zahl. Kein Banner unter dem sie ritten, kein Ziel das sie zu verfolgen schienen. Blut an aller Manns Kleidung und Waffen - Söldner? Wer konnte Söldner auf ein kleines Dorf ansetzen, hier - mitten in der Wildnis.
Nachdem die Karawane der Krieger an ihm vorbei gezogen war, setzte er seinen Weg nun schneller fort und trieb Rosa an.
Ein Dorf, eine Stadt nahezu. Nicht sehr groß - jedoch eines Königs wert.
Eine Stadt, erbaut auf einem Hügel, umzäunt mit einem hölzernen Wall und in der Mitte, auf der Spitze des durchaus beachtlichen Hügels, stand eine Art Halle.
Ein riesiges Langhaus, wie man es auch in der Ottajesko hätte betrachten können. Das Dorf schien großen Einfluss aus dem Norden zu haben, alles ähnelte sich sehr dem Baustil der Thorwaller.
Nur eins war anders. Die Häuser waren in Feuer getaucht und Flammen loderten aus den Dächern. Der Wall war nicht angegriffen worden, jedoch stand das mächtige Tor weit offen.
Betrübt führte Spark Rosa durch die weiten Strassen der Stadt.
Grüne Banner lagen auf dem Boden, angesenkt von der Hitze des Feuers.
Vermutlich die Banner dieser Stadt. Nicht eine Menschenseele konnte Spark entdecken. Die große Halle brannte wohl am meisten von allen Gebäuden.
Von allen Seiten loderten die Flammen, auf und um das Gebäude herum.
Eine große Kette und ein Schloss aus massivem Eisen, hatten das Tor zur Halle versiegelt. Spark stieg von Rosa und näherte sich ein wenig zu Fuß. Eine Treppe führte weiter hinauf, aber Spark ging sie nicht weiter. Zu gefährlich schlugen ihm die Flammen entgegen.
Ein Kinderschuh lag auf der Treppe. Bückend hob er den Schuh auf, verharrte in geknieter Position. Er betrachtete den Schuh und die Gewissheit kam in ihm auf, dass sehr viele Menschen gerade eben hier ihr Lebensende gefunden hatte.
Es waren keine Schreie zu hören, kein Lebenszeichen. Nichts hätte in der Halle noch leben können...
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