Hieronimus spürte, wie er endlich erfolgreich durch die Deckung der Kriegerin drang. Auch wenn seine Klinge erneut ihr Ziel verfehlte, so war doch sein Ansturm selbst nicht ohne Folgen geblieben. Es war also durchaus möglich, sie zu verletzen. Ohne weiter auf ihre am Boden liegende Waffe zu achten warf sie sich ihm entgegen. Endlich begann sie, selbst die Initiative zu suchen. Das Aufeinandertreffen nahm endlich eine interessante Qualität an. Ihre Hand schoß auf ihn zu, gefüllt mit etwas metallischem und vermutlich schmerzhaftem, wie ihm ein kurzes Aufblitzen verriet. Als Ziel war ohne größere Mühe sein Schwert auszumachen. Die Offensichtlichkeit, mit der sie diesen Angriff durchführte und die Bewegung an seinem Oberkörper vorbei hin zu seiner Hand, welche kein sehr günstiges Ziel bot, legte eine Finte nahe. Während er versuchte, seine Linke schützend vor seinen Magen zu halten, in der Hoffnung, das, was da folgen mochte, abwehren zu können, zog er seinen Schwertarm leicht zurück.
Er hatte sich getäuscht, es handelte sich tatsächlich nur um einen ungestümen Ansturm, hinter dem sich keinerlei weitere Versuche verbargen, als der, ihn von der Last einiger seiner Finger zu befreien. Dies gelang ihr zwar nicht, dennoch fand das mit Klingen gespickte Messer seinen Weg, seiner Hand einen weiteren leichten Schnitt beizubringen. Dies war, wenn schon nicht gefährlich, so doch zumindest ärgerlich. Er sollte allmählich acht darauf geben, daß er nicht früher oder später die Fähigkeit verlieren würde, sein Schwert zu führen. Er wollte gerade dazu ansetzen, zum Gegenangriff überzugehen, als er glaubte, eine auffällige Bewegung aus der Richtung der Haupttribüne wahrzunehmen. Möglicherweise war dies etwas, dem man Beachtung schenken sollte. Mit einem schnellen Tritt verschaffte er sich Luft und hechtete ein wenig zurück. Schwierig genug, die Kriegerin zugleich im Auge zu behalten, die keineswegs abgelenkt schien. Mit dem Schwert ziellos vor sich in der Luft herumfuchtelnd um sie hoffentlich auf Abstand zu halten, drehte er seinen Kopf dem Podium der Kampfrichter zu. Was er sah, erstaunte ihn über alle Maßen. Während der mittig sitzende Unparteiische scheinbar seiner Erschöpfung Tribut zollte, verließ ein neben ihm sitzendes, eher klein gebautes Mitglied der Richterschaft schimpfend seinen Platz und ging. Mit Sicherheit war diesm mehr als nur eine Einbildung, die ihm sein in der Hitze schmelzendes Hirn einflüstern wollte.
Selbstverständlich, es bestand kein Zweifel, daß sich dieser Kampf noch nicht auf die höchsten Höhen der Kunst gesteigert hatte, aber ein solches Ereignis war doch alles andere als gewöhnlich. Die einzig mögliche Erklärung konnte darin bestehen, daß die Kriegerin diese Posse eigenst veranlaßt hatte, um ihn zum Narren zu halten. Mochte sie auch eine angemessene Gegnerin sein, er hatte es nicht nötig, sich vorführen zu lassen.
Er wendete ihr wieder seine volle Aufmerksamkeit zu. Ihm würde schon eine Möglichkeit einfallen, sie ebenso zu demütigen. Das Schwert in seiner ausgestreckten Hand waagerecht vor sich schwingend stapfte er langsam und entschlossen auf sie zu. Das Ding war kurz, aber länger als das Messer, das sie trug. Er legte mehr Kraft in seine Schwünge. Sie würde sicher nicht zurückweichen. Er fühlte sich vorbereitet auf was auch immer. Es war an der Zeit, ihrer Selbstsicherheit einen Rückschlag zu erteilen, den sie nicht vergessen würde.
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